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Unsere positive Fehlerkultur

Der japanische Begriff "Kaizen" heißt wörtlich Veränderung (kai) zum Besseren (zen). Er bezeichnet das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung in allen Unternehmensbereichen. Dabei muss man sich vielleicht auch eine Blöße geben, um zum Ziel zu kommen. Etwa, wenn ein japanischer Gesprächspartner Angst hat, sich zu blamieren, wenn er Englisch spricht. "Ich versuche dann mit meinen drei Brocken Japanisch das Eis zu brechen". Mit dieser Taktik beginnt danach oft eine lebhafte Konversation. Das ist nicht immer einfach, schließlich ist in Asien die Angst, durch Fehler das Gesicht zu verlieren, besonders groß - über Fehler wird nämlich dort nicht geredet.

Zwei bis fünf Fehler macht jeder Mensch. Pro Stunde. Die meisten Fehler, etwa wenn man sich verschreibt oder sich verspricht, bleiben ohne Wirkung. Doch ein kleiner Prozentsatz hat große Konsequenzen. Je schneller man reagiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fehler noch in einen Erfolg umgemünzt werden kann. Schweigt man hingegen und steckt den Kopf buchstäblich in den Sand, kann das Drama seinen Lauf nehmen. Ein Beispiel aus der Praxis: Das falsche Produkt wird zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Marketing und zu hohen Kosten auf dem Markt eingeführt. Jeder im Unternehmen weiß es, doch trotzdem hüllen sich alle in Schweigen. Und je länger damit gewartet wird, das Ruder herumzureißen, desto weniger ist die Maschinerie innerhalb eines Unternehmens tatsächlich noch zu stoppen.

Kaizen geht daher von der Erkenntnis aus, dass es keinen Betrieb ohne Fehler und Probleme gibt. Diese können gelöst werden, indem eine Unternehmenskultur etabliert wird, in der jeder ungestraft vorhandene Probleme aufzeigen und Vorschläge zur Verbesserung machen darf. Nur so können Verschwendung und Ineffizienz beseitigt und eine erfolgreiche Organisation geschaffen werden. Im Gegensatz zu westlichen Managementkonzepten, die an Innovationen, Ergebnissen und Führungskräften orientiert sind, wurde mit Kaizen in der japanischen Industrie erfolgreich ein prozessorientiertes und kollektives Denken der kleinen Schritte eingeführt.

Deshalb gehört es zu einem guten Fehlermanagement, umgehend eine Antwort auf folgende Fragen zu finden: Was ist genau schiefgelaufen? Welche Bereiche sind von dem Fehler betroffen? Wer muss umgehend in Kenntnis gesetzt werden?

Zudem solle man sich am besten gar nicht erst mit Vorhaltungen und der Suche nach Schuldigen aufhalten, schließlich sind nun, wo der Fehler einmal passiert ist, die Kreativität und das Engagement aller Beteiligten gefragt. Dabei sollte stets die Suche nach Lösungen im Vordergrund stehen. Denn mit Nachlässigkeit hat so eine Kultur im Unternehmen nichts zu tun. Wer allerdings immer wieder Fehler wiederholt, der muss sich fragen, ob er seinen Aufgaben noch gewachsen ist. Und dann im Zweifelsfall auch für seine falschen Entscheidungen geradestehen.

Doch gerade auch in Deutschland ist es keinesfalls selbstverständlich, Fehler zuzugeben oder als Teil des Lebens zu begreifen. Ob im Privaten oder im Job: In Deutschland werden Fehler kaum toleriert - es darf einfach nichts schiefgehen. Das ist ehrgeizig und hat unter anderem dazu geführt, dass deutsche Produkte weltweit für ihre Qualität bekannt sind. Umso wichtiger ist es daher, sich zu überlegen, wie mit Fehlern im betrieblichen Alltag umgegangen werden sollte. Zuerst heißt es, Prioritäten zu setzen. Wer aus Angst vor Fehlern nun möglichst überhaupt keine Entscheidungen mehr fällt, lähmt nämlich seine Kreativität und verhindert Innovation. Im Wirtschaftsleben drückt sich dies unmittelbar in Umsatz und Gewinnen aus. So wirtschaften Firmen mit einer positiven Fehlerkultur schlichtweg profitabler.

Dabei waren viele der größten Entdeckungen der Menschheit ursprünglich Misserfolge. Etwa als Alexander Fleming 1928 die Petrischalen mit seinem Staphylokokken-Experiment während des Urlaubs auf einem Tisch im Labor stehen ließ. Er hatte vergessen, sie in den Kühlschrank zu stellen. Die Proben waren mit einer Schimmelkultur verdorben. Als Fleming den Pilz genauer unter die Lupe nahm, bemerkte er, dass um ihn herum keine Bakterien überlebten. Und entdeckte so das Penicillin.

Die eingesparte Zeit und Energie steht dann übrigens für die wirklich bedeutenden und wichtigen Aufgaben und Aktivitäten im Betrieb zur Verfügung. Für überdurchschnittliche Leistungen bei wichtigen Präsentationen, Reden oder Bewerbungsgesprächen. Für bedeutsame Aufgaben und Entscheidungen, die schwerwiegende Konsequenzen haben könnten. Wie sonst könnten unsere Mitarbeiter echtes Vertrauen in die Fehlerkultur unseres Unternehmens aufbauen?

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