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fernelektrisch und digital

Ein Winzling, weniger als 120 Nanometer klein, bestehend aus einer Nukleinsäure, verändert nicht nur Westaflex und unsere Absatzwege. Zwar wurden viele Einschränkungen im Kreis Gütersloh inszwischen wieder gelockert, doch mit Schutzmassnahmen wie Masken, Abstandsgeboten und Hygienekonzepten werden wir noch Jahre leben und arbeiten müssen. Für Schulen, öffentliches Leben und Unternehmen ein Crashkurs in Sachen Digitalisierung, Flexibilität und Change Management. Ein Wermutstropfen allerdings bleibt: häufig handelt es sich bei den Innovationen um ad hoc umsetzbare Massnahmen, seltener um Ergebnisse langfristiger strategischer Entwicklungsprozesse. Genau daran müssen Unternehmen und deren Mitarbeitende weiter arbeiten, denn die Fähigkeit zur Anpassung wird überlebenswichtig.

Diese internationale Pandemie ändert alles: unsere Art zu leben, unsere Wirtschaft, unsere Innenstädte, unsere Mobilität, unsere Kultur, wenn es darum geht, ob alles wieder so werden wird, wie vor der Krise. Das hoffen wir im Übrigen nicht: in jeder Krise liegen für uns grosse Chgancen für notwendige Veränderungen. Und diese Veränderungen müssen wir jetzt ergreifen. Das philosophisch-ethische Moment, also die Sinnfrage des Arbeitslebens, ist etwas verloren gegangen. In den letzten Jahrzehnten haben wir uns zu sehr auf eine Erhöhung unseres materiellen Lebensstandards konzentriert. Vielleicht gehen unsere Einkommen jetzt um zehn Prozent zurück. Aber auch auf der Ausgabenseite werden wir gezwungenermassen die Konsumausgaben zurückfahren. Wir fahren nun an die Ostsee, statt nach Thailand zu fliegen, wir kaufen weniger planlos ein und gehen weniger aus. Das verursacht dann eine Umsatzminderung, es macht uns aber nicht ärmer, sondern als Gesellschaft insgesamt bescheidener. Denn die Pandemie hat uns Mängel aufgezeigt im Gesundheitswesen, im Bildungswesen, aber auch bei der Globalisierung - es war noch nie so spannend, nach neuen Wegen zu suchen und unseren Reichtum anders zu verteilen. Wir müssen stärker auf qualitative und weniger auf quantitative Daten blicken: unser Bruttoinlandsprodukt ist nicht mehr das Mass aller Dinge. Selbst einen Einbruch um mehr als zwanzig Prozent werden wir nicht in diesem Ausmass bei der Beschäftigung und unserem Lebensstandard spüren. In diesen disruptiven Tagen müssen wir uns von alten Modellen trennen. Was in der Vergangenheit gut und richtig war, ist kein Grund mehr für zukünftige Erfolge. Wir dürfen nicht den alten Rezepten nachtrauern. Wenn ein gemeinsamer Wille besteht, lässt sich auch ein gemeinsamer Weg für gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Rahmenlösungen finden. Wer die Corona-Krise meistert, kann alles meistern. Das ist doch die Corona-Botschaft, die uns allen das notwendige Selbstvertrauen zur Zukunftsbewältigung gibt! Sollten wir unseren Kindeskindern ansonsten eine Welt hinterlassen, die nur Kosten drücken kann oder eine Welt, die neue Technologien und Fortschritt bedeutet! Das muss auch für den Mittelstand und damit für Familienunternehmen die Konsequenz sein. Wir werden für eine smarte, coole und grüne Arbeitsumgebung sorgen, in der unsere Mitarbeitenden gern leben und arbeiten, die innovativ ist, sich für neue Techniken einsetzt und auch weiterhin eine Exzellenzorganisation hat, die neues Wissen schafft und neue Märkte erobert. Wir haben dafür in unser Corporate Academy Visionen entwickelt, wie wir 2030, 2040 arbeiten wollen: es gibt nichts, was uns hindern kann, besser zu werden. Es geht dabei nicht um Grossplanungen und Projekte früherer Zeiten, sondern um Modelle, wie wir leben, wohnen, arbeiten wollen und dabei eben auch um Sinnfragen, Digitalisierung und Datenökonomie mit ihrer künstlichen Intelligenz und dem immensen Potenzial zur Optimierung menschlicher Mitarbeit. Ökologie ist das Ziel, Ökonomie der Weg. 

Bekanntlich kommt zuerst der Konsum, dann die Moral.... früher war es vor allem wichtig, die Voraussetzung zu schaffen, wirtschaftlich voranzukommen, Arbeitsplätze zu sichern und Märkte zu besetzen. Nun wird das Thema Verteilung wichtiger; es wird diese 20er Jahre prägen. Ganz anders als Jüngere sind Senioren ökonomisch kaum durch die Wirtschaftskrise betroffen oder gar bedroht; die meisten müssen sich weder Sorgen um Jobverlust noch Rente machen. Hier setzt die gesellschaftliche und politische Solidarität an, indem finanzielle Vorteile zurückgenommen und ein grösserer Beitrag eingefordert werden muss. So hat Corona die Spaltung Europas vertieft, was in den nächsten Generationen kompensiert wird. Süd- und Osteuropa haben menschliche Tragödien erlebt und noch grössere Probleme als zuvor. Transferleistungen unseres Sozialstaates müssen bis auf weiteres dorthin statt in Renten- oder Lohnniveau fliessen. Eine vertiefte Debatte über freizügige Migration und über das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Chance, die Corona uns eröffnet. Viele Menschen wurden über Nacht unverschuldet in ihrer Existenz bedroht, obwohl sie vieles richtig gemacht haben, als kleine Selbstständige, Kulturschaffende, Friseure, Gastronomen. Es lohnt sich, für Frieden in Europa, diesen Weg weiterzugehen. Es ist zugleich die Geschichte des billigen Geldes. Ein gerade in Deutschland traditionell grosser Handelsüberschuss mit den USA und China führt zu einer übertriebenen Aufwertung des Euro, was exportabhängige EU-Nationen in eine tiefe Rezession stürzt. Ähnliche Blasen waren auch in Südeuropa entstanden infolge der Zinssenkungen der EZB in Reaktion auf das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Und auch Deutschland kennt seit 2010 solche Blasen aufgrund der geldpolitischen Rettungsaktionen im Zuge der europäischen Finanz- und Schuldenkrise. Nun kommt grenzenloses Schuldenmachen in Coronazeiten dazu. Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen aus dem Mittelstand, werden von der nachsichtigen Kreditvergabe abhängig und so zombizifiert. Weil gleichzeitig wichtige politische Strukturanpassungen verschleppt werden, bleibt das Wachstum auf Jahrzehnte schwach. Durch die zugleich massiven Coronahilfspakete kommen jetzt auch die Banken in Bedrängnis, weil die nicht endende Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik der EU auf deren Zinsmarge drückt. Ein Zwang entstand, Filialen zu schliessen, Personal abzubauen und zu fusionieren. Die realen Löhne in Europa sind seit 1998 im Trend gefallen, betroffen davon sind vor allem junge Berufseinsteiger, geringer Qualifizierte, Frauen und ältere Menschen. Viele junge Fachkräfte können sich nicht mehr auf lebenslange Beschäftigung verlassen, sich eine eigene Wohnung leisten, geschweige denn eine Familie gründen. Zum Klimawandel kommt die geringe Geburtenrate, was das Generationen-finanzierte Rentensystem unmöglich macht und zu einer anhaltend schwachen Binnenwirtschaft führt. Mit der Coronakrise dürfte die Staatsverschuldung weiter steigen, ein negativer Einfluss auf die Löhne und unseren Wohlstand ist gewiss. Packen wir den technologischen Wandel und den umweltpolitischen Druck hinzu, so hat exemplarisch die deutsche Autoindustrie im Export zwar verloren, aber das gilt auch als radikale Chance für die Zeit nach der Krise: wenn wir jedoch noch nicht einmal in der Lage sind, ausreichend Atemschutzmasken vorzuhalten oder schnell zu produzieren, dann sind wir eben doch zu abhängig geworden von anderen Wirtschaftsräumen.

Diese Frage müssen wir uns nicht nur bei Automobiltechnologien stellen, sondern auch bei der digitalen Infrastruktur und bei der Tracing-App, die leider nicht länderübergreifend in Europa realisiert wurde. Die Gewerkschaften nehmen in den Betrieben schon jetzt die Rolle ein, die die AfD in der Politik spielt: die Corona-Pandemie wirft Fragen auf, die weit über den Kampf zu deren Eindämmung und den Sozialfrieden hinaus gehen. Corona macht aus einer schleichenden Krise eine spürbare. Deutschland, dem die grössten Steuerausfälle drohen bei gleichzeitig stark angestiegenden Ausgaben im Sozialbereich, muss zwingend seine Ausrichtung total neu justieren und uneingeschränkte Rettungsschirme und EU-Wiederaufbau Programme vorfinanzieren. Nur so kommen bei uns auch wieder ausländische Investoren und Investitionen in Bildung und Wirtschaft zustande. EU-Konzepte ergänzen sich und politisch wahre Führungsstärke wächst aus dem Bewusstsein, nicht perfekt zu sein. Doch auch die Mentalität der Mitarbeitenden wird sich wandeln. Covid-19 ist eigentlich nur ein Beschleuniger von Trends, die schon da waren und ein Spiegelbild des digitalen Wandels.

 
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