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Konkurrenz zum stationären Handel

Händler und Hersteller suchen nach der passenden Reaktion. Sie versuchen, sich zu differenzieren.

Seit die Hersteller und Händler den Onlinehandel ernst nehmen, klagen sie in allen Branchen über Kampfpreise im Netz. Wer zu billig kaufe, bekomme womöglich Importware aus der Ukraine oder Diebesgut, wettern die Händler. Dennoch sind die Läden noch voll. Nirgendwo sonst gibt es nach Erkenntnissen so viele sogenannte Research-Shopper, die sich im Geschäft informieren und dann beim Onlinehändler bestellen. Umgekehrt informieren sich Kunden schon vorab im Internet, kaufen dann aber doch in der Filiale. Sie finden alle Informationen, eine unübertroffen große Auswahl und billigere Preise im Internet. Wer streng nach wirtschaftlicher Logik handelt, müsste alle diese Waren online kaufen. Bis auf Lebensmittel sind alle Produktgruppen betroffen. Ganz vorn dabei: Elektrogeräte.

Ein Beispiel dazu: Die Schwierigkeiten gehen im Kern auf einen fast unauflösbaren Konflikt zurück: Die Firmenphilosophie jeder einzelne Media Markt und Saturn Niederlassung basiert darauf, dass  sie Sortiment und Preise selbst bestimmen. Der gleiche Artikel kostet deshalb von Haus zu Haus unterschiedlich viel Geld. Im Internet macht dagegen wegen der hohen Preistransparenz fast nur derjenige Händler das Geschäft, der am billigsten anbietet. Media-Saturn müsste regelmäßig seine eigenen Händler im Internet unterbieten, wollte die Firma hier mithalten. Die Gruppe experimentiert nun seit Frühsommer in den Niederlanden und Österreich mit einem Onlineshop, bei dem die Kunden je nach Wohnort von den jeweiligen lokalen Geschäftsführern der Filialen festgelegte Preise genannt bekommen.

Gelänge die Einführung solcher lokalen Preise, wäre das ein Novum im Onlinehandel. Sie würden das breite Netz stationärer Filialen schützen, aber auch eine klare Gefahr beinhalten: Verlangen die Händler zu hohe Internetpreise, scheitert die gesamte E-Commerce-Strategie; lassen sie sich der Online-Umsätze wegen auf niedrige Internetpreise ein, importieren sie damit den dortigen Preiskampf in die eigene Filiale.

Der Verweis auf Schwarz- und Graumarkt erklärt nicht jeden Internetkampfpreis, steht aber für ein Problem im Word Wide Web: Weil immer wieder Retourenware, Restposten, Auslaufmodelle und Importe zu niedrigen Preisen auf den Markt kommen und im Internet in direkter Konkurrenz zu den Angeboten der großen Händler stehen, geraten deren Preise unter Druck. Gemeinsam mit den Herstellern reagieren sie seit Kurzem verstärkt mit Abmahnungen von kleineren Anbietern und Mahnungen an die Hersteller, ihre Vertriebswege besser zu koordinieren. Doch während sich gegen Fälschungen oder Hehlerware leicht vorgehen lässt, fehlt bei Graumarktware fast jede rechtliche Handhabe. Nicht autorisierte Händler, die sich Ware von ausländischen Vertragshändlern besorgen, bekommen meist Rückendeckung von Gerichten und den Regeln der Europäischen Union.

Durch mehr oder weniger gelungene Versuche, mit Kaffee und Autogrammstunden Einkaufserlebnis zu schaffen. Durch Angebote der Hersteller, dem Käufer beispielsweise einer hochwertigen Kamera Bargeld zu erstatten, wenn er den Kaufbeleg eines autorisierten Händlers einschickt. Oder durch Eigenmarken, mit deren Hilfe sie sich dem unmittelbaren Preisvergleich entziehen können. Ein No-Name-Fernseher lässt sich technisch nur aufwendig mit dem von Aldi vergleichen. Die Merkmale eines Markengeräts sind im Web breit erfasst. Der Versender Otto etwa macht aus der Not eine Tugend: Er ersetzt Teile seines angestammten Kerngeschäfts zugunsten von Handelsdienstleistungen. Statt mit den flexiblen und preisaggressiven Mini-Onlineshops zu konkurrieren, verkauft Otto ihnen technische Hilfen - oder Logistikdienstleistungen. Ist das die Zukunft?!


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