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Wohnanlage mit kontrollierter Wohnungslüftung

Die Wohnanlage der Genossenschaft FrauenWohnen steht auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens München-Riem, zwischen der U-Bahnstation Messestadt Ost und dem Badesee des BUGA-Parks. Insgesamt 49 Wohneinheiten sowie eine Gewerbeeinheit für freischaffende Berufe wurden errichtet – nur Frauen können Anteile erwerben und Mieterin sein, Männer dürfen lediglich mit einziehen.

Die Planungsgemeinschaft Zwischenräume aus München konzipierte eine moderne, Energie sparende Anlage, die auch eine kontrollierte Wohnungslüftung für jede Wohneinheit beinhaltet.

1995 gründete ein Dutzend engagierter Frauen die Genossenschaft FrauenWohnen mit dem Ziel, bezahlbaren und unkündbaren Wohnraum für Frauen zu schaffen. Nun hat sie ihr erstes Projekt umgesetzt, das unter den Prämissen Nachbarschaftliches Miteinander, Gemeinschaft, Toleranz und Mitbestimmung steht. Um diesen Aspekten Rechnung zu tragen, entwarf die Planungsgemeinschaft Zwischenräume nicht nur Wohnungen in unterschiedlichen Größen, sondern auch mehrere Gemeinschaftseinrichtungen. So stehen den Bewohnerinnen u. a. ein Nutzgarten, ein Raum mit Terrasse in den Innenhof sowie ein Gästeappartement zur Verfügung. Der Komplex besteht aus zwei- bis fünfgeschossigen Gebäuden, die ein Karree bilden und über Laubengänge von einem grünen Innenhof aus erschlossen werden. Zu jeder Wohnung gehört entweder ein großer Balkon oder ein Garten.

Um den KfW40-Standard zu erreichen, bei dem der Jahres-Primärenergiebedarf für Warmwasser und Heizung bei weniger als 40 kWh pro m² und Jahr liegt, wurden folgende Aspekte in den Entwurf einbezogen: Das Gebäude sollte mit einer hochgedämmten Hülle sowie mit einer Solaranlage für Brauchwasser ausgestattet werden. Darüber hinaus war die kontrollierte Wohnungslüftung inklusive Wärmerückgewinnung Bestandteil des Konzeptes. Neben ihren positiven Auswirkungen auf den Energiebedarf steht ihre Bedeutung sowohl im Hinblick auf Komfort als auch auf Hygiene außer Frage.

Jede Wohnung separat versorgt

Die Planung der Wohnungslüftung wurde von verschiedenen Faktoren beeinflusst, etwa die Lage des Gebäudes, die Personenzahl je Wohneinheit und die Nutzungsintensität. Dementsprechend konzipierte das Ingenieurbüro Güttinger, verantwortlich für die Bereiche Heizung/Lüftung/Sanitär, die Lüftung des Hauses, nämlich separat für jede Wohneinheit. Weil die Wohnungen unterschiedlich groß sind – zwischen 36 und 79 Quadratmeter –, war eine individuelle Anpassung des Luftaustauschs zu gewährleisten.

Welchen Rang die kontrollierte Wohnungslüftung einnimmt, sieht man u. a. daran, dass der Planer lediglich die Balkontüren zum Öffnen vorgesehen hat. Alle anderen Fenster sind und bleiben verschlossen. Gleichzeitig wurde die Grundbelüftung fest einreguliert, um einen Mindestluftwechsel zu garantieren. Je nach Wohnungsgröße war an jeder Anlage ein Luftstrom zwischen 50 und 80 m³/h einzustellen. Ein komplettes Ausschalten ist für die Bewohnerinnen nicht möglich, eine höhere Einstellung der Leistung dagegen schon. Dies kann z.B. notwendig werden, wenn sich zeitweise viele Personen in einer Wohnung aufhalten.

Umgesetzt wurde das Projekt mit dem System Westa Air Control von Westaflex, kurz WAC genannt. Diese kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung beinhaltet immer zwei voneinander getrennte Luftführungssysteme. Eine konstante Außenluftmenge wird gefiltert, erwärmt und den Wohn- und Schlafräumen zugeführt. Eine gleich große Luftmenge wird aus der Küche, Bad und WC abgeführt, entwärmt und nach außen fortgeleitet. Beide Luftströme werden durch Ventilatoren mit sehr geringer elektrischer Leistung bewegt und bewirken einen angemessenen Luftwechsel in der Wohnung. Im Zentralgerät wird die Wärme der aus der Wohnung abgeführten Luft zum überwiegenden Teil auf die einströmende Außenluft übertragen. Es findet jedoch keinerlei Luftvermischung und keine Geruchsübertragung statt. Auf diese Weise lassen sich ca. drei Viertel der Abluftwärme erneut nutzen.

Der Mittelpunkt der Anlage

Das Herzstück jeder Wohnungslüftung bildet das Zentralgerät WAC140CF, ein kompaktes Bauteil für kleinere und mittlere Einheiten bis maximal 100 m². Das Kürzel „CF“ steht für Constant Flow, den gleichmäßigen, ausbalancierten Volumenstrom. Das Gerät mit den Maßen 500 x 540 x 305 mm (Höhe x Breite x Tiefe) und dem Gewicht von 30 kg enthält einen Kreuzstrom-Wärmetauscher aus Aluminium, der für die effektive Nutzung der Abluftwärme zuständig ist. Zwei Kassettenfilter der Klasse G4 – optional sind Pollenfilter der Klasse F5 möglich – reinigen die zuströmende Außenluft sowie die Abluft aus den Räumen. Zu den weiteren Bestandteilen zählen die Frostschutzfunktion, das Vorheizregister und der Kondensatablauf. Das Gerät ist auf einen maximalen externen Druck von 200 Pa und einen Konstantvolumenstrom zwischen 50 und 140 m³/h ausgelegt.

Das eingesetzte Material zeichnet sich u.a. durch seine geringe Brennbarkeit und nicht-toxische Rauchgasentwicklung aus. Hier sind beispielsweise die metallischen Rohre und Formteile, das Gehäuse aus verzinktem, pulverbeschichtetem Stahl oder die Schalldämpfer aus Aluminium mit mineralfaserfreier Dämmung zu nennen. Damit werden die Brandschutzvorschriften gemäß DIN 4102 (Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen) eingehalten.

Vorn am Gehäuse befindet sich neben der Ventilatoreinstellung die Filterkontrollanzeige. Ein Austausch des Materials wird im Rahmen eines Wartungsvertrags vorgenommen, der neben neuen Filtern auch eine Funktionskontrolle sowie bei Bedarf die Reinigung des Wärmetauschers umfasst. Verbrauchte Filter senken die Leistungsfähigkeit der Wohnungslüftung und erhöhen den Stromverbrauch. Bis zu 80 Prozent der Kosten für Luftfilterung werden schließlich durch die Förderenergie der Ventilatoren verursacht. Mit einer regelmäßigen Prüfung kann jedoch sicher gestellt werden, dass jedes System in der Wohnanlage stets einwandfrei arbeitet.

Die Installation

Um eine zuverlässig funktionierende Wohnungslüftung zu gewährleisten, muss die Installation sorgfältig durchgeführt werden. Für die genossenschaftliche Wohnanlage lag die Ausführung in den Händen der Firma Lüftungsbau Huber aus Allbaching. Der Handwerksbetrieb befasst sich ausschließlich mit der Lüftung und konnte daher entsprechende Erfahrungen einbringen.

Zunächst wurde für jede Wohnung die Verrohrung installiert. In Küche und Bad, wo die Rohre sichtbar bleiben, wurden glatte Elemente eingebaut. An deren Ende sitzen die Abluftventile inklusive Filter. In den Wohnräumen sind nach der Fertigstellung nur noch die Ventile für die Zuluft sehen. Im Flur, wo sich auch das Zentralgerät befindet, verschwanden die Zu- und Fortluftleitungen hinter der abgehängten Decke. In diesem Bereich wurden Wickelfalzrohre eingesetzt. Zu den weiteren Komponenten zählen die Schalldämpfer für die Kanäle, die den nahezu geräuschlosen Betrieb der Anlage bewirken. Die Luftzufuhr für das Schlafzimmer wurde nochmals mit einem eigenen kleineren Schalldämpfer versehen, um den sogenannten Telefonie-Effekt zu verhindern.

Auch die Montage des Zentralgeräts erfolgte unter dem Aspekt, einen möglichst lautlosen Betrieb zu garantieren. Dazu wurde zunächst der Befestigungswinkel an die Wand geschraubt und dann das Gerät eingehängt. Gummisilentblöcke sorgen dauerhaft für den Abstand zur Wand und verhindern die Geräuschübertragung. Auch die Anschlussstutzen waren mit Dichtungsbändern zu versehen, ehe die flexiblen Rohre aufgesetzt wurden. Darüber hinaus verfügt das Gehäuse des WAC140CF über eine entsprechende Schalldämmung.

Erste Erfahrungen
Die Bewohnerinnen schätzen die kontrollierte Wohnungslüftung aufgrund der ständigen Verfügbarkeit frischer, sauberer Luft. Die Belästigung durch die Baustellen in der Umgebung wurde minimiert, da die Anlage Staub und sonstige kleine Partikel zuverlässig fern hält. Gleichzeitig wird auch die Lärmbelästigung gemindert, schließlich können die Fenster geschlossen bleiben. Damit ist die Wohnanlage ein gutes Beispiel dafür, dass Komfort und Energieeinsparung Hand in Hand gehen können. Die Wohnungslüftung zählt hier zu den Faktoren, die eine energieeffizienten Bauweise unterstützen.


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